Petershagen-Frille (2020). 60 Jahre verschollen – Gänsehaut vorprogrammiert!
Nach mehr als sechs Jahrzehnten ist ein Ring wiederaufgetaucht, der Heinrich Brinkmann aus Frille gehörte. Doch wie kam es dazu?
Im Jahr 2018 hat unser Geschäftsführer Daniel Bake bereits Schlacke und verziegelten Lehm auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche in Petershagen-Frille entdeckt. Jahre zuvor waren die ersten Hinweise auf eine Nutzung/Besiedlung dieser Fläche in der Römischen Eisenzeit, in Form von Keramikscherben, aufgetaucht. Die Funde aus 2018 ließen nun darauf schließen, dass an genau dieser Stelle erstmals der Nachweis von eisenzeitlichen Rennöfen erbracht werden kann.
Ein Telefonat Bakes mit der Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen in Bielefeld war noch am Tage der Entdeckung Veranlassung dafür, dass die Grabungstechnikerin Tatjana Meglin und den Grabungstechniker Andreas Madziala entsandt wurden, um die Befunde vor Ort zu dokumentieren. Die beiden LWL-Mitarbeiter bestätigten noch vor Ort die Vermutung, dass es sich um zerstörte Rennöfen handelt. Die Fläche in Frille wurde, bestärkt durch die Entdeckung der eisenzeitlichen Verhüttungsöfen, weiter durch Mitglieder der GeFBdML e.V. begangen. Als wäre der Bann gebrochen, tauchten nach der Dokumentation der LWL-Grabungstechniker auch metallische Artefakte auf, die sowohl wir als auch die LWL-Archäologie in die Römische Eisenzeit datieren.
Ende 2018 führte eine Gemeinschaftsbegehung unseres Vereins zur Entdeckung eines germanischen Stuhlsporns. Der Fund wurde mit seiner Entdeckung Landeseigentum und die rechtstreue Meldung des Vereins wurde entsprechend gewürdigt.
Insgesamt sind bis heute, neben unzähligen Keramikscherben und Schlackeresten, folgende Artefakte gefunden worden: römische Münzen aus Bronze und Silber, Bronze Fibeln (Gewandschließen), eine Römische Glasperle, ein Fragment einer bronzezeitlichen Speerspitze, mittelalterliche Fibeln, ein „germanischer“ Stuhlsporn, eine neolithische (jungsteinzeitliche) Klinge aus Feuerstein und etliche weitere Funde aus der Neuzeit und Moderne.
Zuletzt waren unsere Mitglieder Barbara Sparenborg und Jonas Rosenfeldt für den Verein im April 2020 auf ebendieser Ackerfläche in Frille unterwegs. Ein Fund, den Rosenfeldt sofort nach der Entdeckung ganz sicher als modern ansprechen konnte, war ein Goldring mit einer Gravur. Sofort war ihm klar, dass es sich dabei um einen Ehering eines Mannes handelt, der verloren gegangen ist. Rosenfeldt machte ein Foto und sendete es an die WhatsApp-Gruppe des Vereins. Ebenso schnell war die Idee geweckt, den Ring seinem ursprünglichen Besitzer zurückzugeben oder zumindest die Erben des ehemaligen Trägers zu ermitteln. Die Gravur in der Innenseite des Rings ließ darauf schließen, dass die Hochzeit des Ehepaars 1956 stattgefunden hatte. Somit erschien es fraglich, ob wir den Träger des Rings oder deren Ehepartnerin überhaupt ausmachen können, sofern diese 64 Jahre nach der Hochzeit noch leben.
Die Corona-Pandemie bremste unser weiteres Vorgehen erstmal aus, der Ring war bei einigen fast in Vergessenheit geraten, jedoch nicht bei Sparenborg und Rosenfeldt, die den Ring am Samstag, den 18.07.2020 während einer Vereinsveranstaltung an den Vorstand übergaben. Am darauffolgenden Montag kontaktierte Daniel Bake den Journalisten Patrick Schwemling vom Mindener Tageblatt, informierte ihn über die Entdeckung und die Idee, den Ring seinem Eigentümer oder zumindest den Erben zukommen zu lassen. Herr Schwemling, begeistert von dieser Idee, sendete Bilder des Rings und der Fundstelle an eine WhatsApp-Gruppe des Sportvereins SV Frille-Wietersheim e.V. 1910/27. Schnell verbreitete sich der Hilferuf in weitere WhatsApp-Gruppen mit Bezug zu den Ortschaften Frille, Lahde und Wietersheim. Es dauerte nur wenigen Stunden, bis der rechtmäßige Besitzer ausgemacht werden konnte. Der Ring gehört dem Landwirt Heinrich Brinkmann, leider 1990 verstorben, der ihn kurz nach der Hochzeit während der Arbeit auf dem Acker verloren hatte. Seine Witwe Liesel Brinkmann erfuhr vom ehemaligen Friller Ortsbürgermeister Heiner Fehring von der Entdeckung des Rings und konnte es kaum glauben.
Nach Rücksprache mit allen Beteiligten vereinbarten wir ein Treffen am folgenden Mittwoch, den 22.07.2020, um den Ring an Frau Brinkmann zu überreichen. Den Ring, der die 60 Jahre im Ackerboden nicht ganz unbeschadet überstanden hat, wollten wir aber unbedingt in alter Pracht an Frau Brinkmann übergeben. Dies veranlasste uns einen ortsansässigen Goldschmied ausfindig zu machen, der den Bruch des Rings löten und den Ring aufarbeiten kann. Der Goldschmiedemeister Karl-Heinz Schweitzer aus Porta Westfalica erklärte sich bereit den Ring, trotz engen Zeitplan, innerhalb eines Tages kostenlos zu reparieren und ihn aufzuarbeiten, nachdem er sich die unglaubliche Geschichte hinter dem Ring erklären lassen hat.
Da Jonas Rosenfeldt beruflich und Daniel Bake gesundheitlich verhindert waren, übernahm unsere Pressesprecherin Karin Höhle den Übergabetermin im Namen des Vereins:
„Ich war schon ein wenig aufgeregt und zog dem Anlass entsprechend ein Blumenkleid an, auch Frau Brinkmann hatte sich fein gemacht. So saßen wir dann gemeinsam bei ihr im Garten und betrachteten den Ring ihres Ehemannes. Eine gewisse Fassungslosigkeit, aber vor allem die Freude von Frau Brinkmann waren deutlich zu spüren. Ich glaube sie wird den Ring, nach dieser unglaublichen Rückkehr zu ihr, für immer in Ehren halten.“
Nachdem das MT am vergangenen Donnerstag über die gesamte Geschichte berichtet hat, erreichten uns etliche weitere Presseanfragen u.a. von SAT.1 NRW, Kamera2 aus Hannover und dem Radio Westfalica. Mit Rücksicht auf die fast 90-Jährige Liesel Brinkmann, verzichteten wir auf weitere Interviews in ihrem Beisein und gaben ausschließlich dem Radio Westfalica ein kurzes Telefon-Interview.
Ein großer Dank von uns geht an alle Beteiligten, besonders an Jonas Rosenfeldt, Karl-Heinz Schweitzer, Patrick Schwemling, Alex Lehn, Karin Höhle, Daniel Bake und das Mindener Tageblatt.
Text: Daniel Bake & Karin Höhle/GeFBdML e.V.
Fotos: Alex Lehn/Mindener Tageblatt & Daniel Bake/GeFBdML e.V.
Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren.
EINSTELLUNGENAKZEPTIERENNotwendige Cookies sind für die ordnungsgemäße Funktion der Website unbedingt erforderlich. Diese Kategorie enthält nur Cookies, die grundlegende Funktionen und Sicherheitsmerkmale der Website gewährleisten. Diese Cookies speichern keine persönlichen Informationen.
Alle Cookies, die für die Funktion der Website möglicherweise nicht besonders erforderlich sind und speziell zur Erfassung personenbezogener Daten des Benutzers über Analysen, Anzeigen und andere eingebettete Inhalte verwendet werden, werden als nicht erforderliche Cookies bezeichnet. Es ist obligatorisch, die Zustimmung des Benutzers einzuholen, bevor diese Cookies auf Ihrer Website ausgeführt werden.
Im Dezember 2022 wählte die Mitgliederschaft des Vereins Herrn Wingender, während der Jahreshauptversammlung 2022 auf dem Lusebrink in Neuenknick, zum ersten Vorsitzenden des Vereins. Er folgte Herrn Friedhelm Raute in das Amt, der seinen Vorsitz aus persönlichen Gründen abgab.
Seit Juli 2021 koordiniert der 1955 geborene Ortsheimatpfleger von Döhren, ehrenamtlich die Tätigkeiten der „Arbeitsgruppe Sammlung F. Brinkmann“ im Archiv der Stadt Petershagen in Neuenknick. Als Mitglied gehört er der Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke e.V. seit 2019 mit der Mitgliedsnummer 13 an.
Der studierte Diplom-Verwaltungsbetriebswirt aus Döhren war bis April 2019 bei der Deutschen Bundesbahn bzw. Deutsche Bahn AG beschäftigt, zuletzt als Personalleiter bei der DB Netz AG im Regionalbereich Nord. Persönliche Schwerpunkte neben der Kerntätigkeit: Nachwuchsmanagement, Changemanagement, Coaching, Kommunikation, Moderation, Diversity, Generationenmanagement und Konfliktmanagement.
Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ist lang vom Geschäftsführer des TuS Döhren 1964 e. V. (bis 1996), über die Organisation des Döhrener Entenrennens bis 2016, zum ehrenamtlichen Richter beim Arbeitsgericht Bremen (bis 2018).
Aktuell hat er das Amt des Ortsheimatpflegers in Petershagen-Döhren (seit 2016) inne. Er ist seit 2019 Mitarbeiter im Stadtarchiv der Stadt Petershagen und von 2020 an Schriftführer in der Seniorenvertretung der Stadt Petershagen.
Für seine Verdienste um die GeFBdML e.V. erhielt er 2021 die Verdienstmedaille des Vereins. Er ist 2022 mit der Ehrenamtskarte des Landes Nordrhein-Westfalen für seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bodendenkmalpflege ausgezeichnet worden.
Unsere gewählte Pressesprecherin ist seit Dezember 2022 die Erzieherin aus Heimsen, ist Frau Karin Höhle gefolgt, die das Amt aufgrund privater Umstände abgeben wollte.
Für ihre Verdienste um die GeFBdML e.V. und ihre Bemühungen zur Aufarbeitung der Sammlung Friedrich Brinkmann´s erhielt sie 2022 die Verdienstmedaille des Vereins.
Technischer Leiter des Vereins ist seit Mitte 2022 Robert Ludwig aus Petershagen.
Seit 2021 ist er ehrenamtlich für die Technik der Dauerausstellung in Porta Westfalica-Barkhausen zum Fundplatz „Im Römerlager“ und zur Archäologie in Porta Westfalica allgemein verantwortlich und aktuell mit dem Aufbau der Ausstellung zur Sammlung des ehemaligen Bodendenkmalpflegers Friedrich Brinkmann´s und der Pflege und Neuanschaffung des Vereinsinventars betraut.
Zweiter Vorsitzender und Geschäftsführer ist seit Dezember 2018 Daniel Bake. Bake ist seit 2012 freiwillig in der Archäologie im Mühlenkreis tätig. Im Kreis Minden-Lübbecke arbeitete er auf der Grabung 2018 in Petershagen-Wietersheim „Auf der Bult“ als Assistent der Grabungsleitung. Er war bis Ende 2020 hauptamtlich bei archäologischen Fachunternehmen in Westfalen, Niedersachsen und Bayern als Grabungstechniker, Grabungsassistent oder Grabungsfacharbeiter beschäftigt. 2021 führte er eigenverantwortlich, behördlich beauflagte (archäologische) Baubegleitungen durch.
Bis 2020 war er freiwilliger Mitarbeiter der LWL-Archäologie für Westfalen auf mehreren Bodendenkmälern im Kreis Minden-Lübbecke. Für seine herausragenden Verdienste um die GeFBdML e.V. erhielt er 2021 die Verdienstmedaille und Ehrenurkunde des Vereins. Er ist eines der Gründungsmitglieder des Vereins.
Seit 2021 ist er ehrenamtlicher Kurator der Dauerausstellung in Porta Westfalica-Barkhausen zum Fundplatz „Im Römerlager“ und zur Archäologie in Porta Westfalica allgemein.
Er ist 2022 mit der Ehrenamtskarte des Landes Nordrhein-Westfalen für seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bodendenkmalpflege ausgezeichnet worden.
Seit 2020 steht Ole Uecker dem Vorstand des Vereins als wissenschaftlicher Beirat zur Seite. Als Student der Ur- und Frühgeschichte an der Universität Hamburg, studentische Hilfskraft der Bodendenkmalpflege des Landkreises Harburg im Archäologischen Museum Hamburg (AMH), Mitglied der Arbeitsgruppe Praktische Archäologie des AMH und Mitglied der Arbeitsgruppe Luftfahrtarchäologie in Niedersachsen, verfügt Herr Uecker über eine gute Mischung aus akademischer und praktischer Erfahrung, um dem Vorstand beratend zur Seite zu stehen.
Unser Datenschutzbeauftragter ist seit Anfang 2019 Jonas Rosenfeldt, der studierte Informatiker ist gleichzeitig auch beruflich Datenschutzbeauftragter und damit personell ein echter Glücksgriff für unseren Verein. Vor seinem Studium leistet er seinen Zivildienst im Rettungsdienst als Rettungssanitäter ab, nach seiner Pflichtzeit arbeitete er weiter ehrenamtlich im Rettungsdienst.
Der erste Vorsitzende ist seit Dezember 2019 der Diplom-Ingenieur (FH) Friedhelm Raute. Im Landkreis Luckau war Raute bis zur Wende als Bodendenkmalpfleger tätig, 1983 kam es zur Gründung der „Arbeitsgruppe Bodendenkmalpflege“ im Landkreis Luckau, dessen Leitung Raute im Jahr 1987 übernahm. Für die Arbeitsgruppe Bodendenkmalpflege in Finsterwalde, die jährlich ein Wochenlager für junge Archäologen durchführte, war Raute als ehrenamtlicher Betreuer tätig. Raute sammelte Grabungserfahrung beim Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam sowie bei der Akademie der Wissenschaften der DDR. Auch heute in seinem Ruhestand ist der ehemalige Beamte des Eisenbahn-Bundesamt als passionierter Feldbegeher unterwegs.